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Blues Control: Stories (Review)

Artist:

Blues Control

Blues Control: Stories
Album:

Stories

Medium: CD/Download
Stil:

Blues

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 57:15
Erschienen: 16.10.2016
Website: [Link]

„Wir sind eine reine Hobby-Band und wollen vor allem Spaß an der Musik haben. Trotzdem versuchen wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten so professionell wie möglich zu arbeiten.“ - diese „Warnung“ darf der Kritiker in dem Brief von CHRISTIAN MEIDINGER – Sänger und Gitarrist des Blues-Trios BLUES CONTROL -, der ihrem aktuellen Album „Stories“ beiliegt, gleich vorab zur Kenntnis nehmen. Doch da stapelt ein Musiker ganz schön tief, denn Hobby hin oder her, vieles auf „Stories“ klingt nicht nach einer Amateur-Kapelle, die mal hobbymäßig so vor-sich-hin-bluest! Die wirklichen Schwächen dieses Albums liegen nämlich nicht in der Musik, sondern in dessen Gestaltung und leider teilweise auch Produktion. Klangtechnisch und optisch ist es gerade so Mittelklasse und wird der Musik dieses Trios nicht gerecht.

Ehrlicher Blues im traditionellen Gewand der alten Fraktion um JOHN LEE HOOKER und dem Chicago-Blues eines HOWLIN‘ WOOLF, der sogar mitunter recht düster werden kann und sogar mit „Fortune Teller“ bei BLACK SABBATH andockt. Auch die oft als Sprechgesang rüberkommenden, leider manchmal etwas zu akzentuieren, englischen Vocals von CHRISTIAN MEIDINGER üben einen echten Reiz auf den Hörer auf, denn hier nimmt man tatsächlich ein paar Parallelen zu CAPTAIN BEEFHEART wahr. Und was einem ZAPPA gefiel, das sollte auch Leuten gefallen, die im Vorfeld vielleicht ein wenig verunsichert sind, wenn sie einen Blick auf das etwas enttäuschende, offensichtlich mit Word-Art gestaltete, Cover werfen. Die Musik jedenfalls folgt keinen Word-Art-Konzepten, sondern dem echten, urwüchsigen, handgemachten Blues in den vielfältigsten Schattierungen, auch wenn die sich meistens im Moll-Bereich bewegen.

Vieles von dem, was es auf „Stories“ zu hören gibt, erinnert dann auch an eine richtig gute ehemalige DDR-Bluesband, die tatsächlich so konsequent waren, ihren Blues-Nummern oftmals auch hervorragende deutsche Texte zu verpassen, und nach dem Mauerfall sogar von MITCH RYDER geadelt wurden, indem er mehrfach gemeinsam mit ihnen auftrat: ENGERLING. Ähnlich wie bei dieser Ost-Blues-Legende um WOLFRAM BODAG würde man sich auch bei BLUES CONTROL eine spezielle eigene Note wünschen, die den „Stories“ etwas Unverwechselbares verleiht, anstatt immer wieder nur Erinnerungen an andere Blues-Größen hervorzurufen. Selbst wenn sie das spieltechnisch echt draufhaben, wofür beispielsweise das ausgiebige Gitarren-Solo auf „She“ der beste Beweis ist.

Laut Meidingers Aussage spielen erstmals auch die Texte eine größere Rolle als bisher, weswegen den ersten 50 Alben ein 12seitiges, schwarzes Booklet mit weiß gedruckten Texten beiliegt, die wirklich den „Blues“ haben und so gesehen in ihren 13 Songs - „She“ ist eine instrumentale Blues-Ballade bei der PETER GREEN grüßen lässt und „Alone“ kommt ebenfalls als ein verträumtes Instrumental daher, bei dem man der „weinenden Gitarre“ wirklich die Einsamkeit anhört - 11 kleine Geschichten erzählen, von traurigen Verlierern in „Don‘t Know Why“ über Wahrsager, die doch tatsächlich mal Frieden und Freiheit voraussagen, in „Fortune Teller“ sowie einen unbefriedigten Zeitgenossen in „Ain‘t Satisfied“ und kluge Ratschläge, z.B. das Rauchen aufzugeben, von Ärzten bei „My Doctor Says“.

Doch egal, was auch geschieht, am Ende erleben wir bei BLUES CONTROL die „Living Hell“ - übrigens ist der Achtminüter ein absoluter Höhepunkt des Albums, weil zusätzlich eine Hammond Orgel die Musik auf dem höllischen Stück bereichert und vorsichtig damit ein paar DOORS geöffnet werden: „Gimme back my peace / Lead me out of living hell“. Den Ausweg daraus haben die drei „Hobby-Musiker“ längst gefunden: „Isn‘t just a simple thing / That‘s what I call the Blues / That‘s what I never loose / That‘s how I found the Blues“ („How I Found The Blues“) und natürlich: „No matter what we do / We are livin‘ with the Blues“. Und genau das nimmt man BLUES CONTROL nach diesem „Stories“-Album auch hundertprozentig ab!

FAZIT: Dieses Album hat den Blues und man sollte unbedingt den Hinweis auf der CD beachten, es laut zu hören und dabei die gleiche Freude zu empfinden, wie sie die Musiker bei der Aufnahme von „Stories“ empfunden haben. Wenn hier einer noch mal behauptet, BLUES CONTROL wäre eine Hobby-Band, dann muss der Kritiker feststellen, dass auch Hobby-Musiker verdammt professionell, wenn auch noch nicht wirklich eigenständig, klingen können!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4615x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Don‘t Know Wha
  • Advertisement Blues
  • Fortune Teller
  • Ain‘t Satisfied
  • She
  • How I Found The Blues
  • My Doctor Says
  • Do It Again
  • Living With The Blues
  • Alone
  • Recognition Blues
  • Get Up Early In The Morning
  • Living Hell

Besetzung:

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